
Sonnenstrom dann verbrauchen, wenn er erzeugt wird: Wälderstrom Lastmanagement macht’s möglich
In der Energieregion Vorderwald wächst die Erneuerbare Energiegemeinschaft (EEG) und teilt immer mehr Wälderstrom. Mittlerweile produzieren PV-Anlagen mit einer Leistung von rund 2 Megawatt Sonnenstrom in der Gemeinschaft. Ist der Strombedarf innerhalb der Gemeinschaft gedeckt, so liefern die PV-Anlagenbesitzer den überschüssigen Strom an die VKW oder einen anderen Abnehmer. Bilanziert wird jede Viertelstunde.
Um innerhalb der Wälderstrom-Gemeinschaft mehr Strom zu verbrauchen, wenn er auch produziert wird, hat die EEG Vorderwald ein erstes Lastmanagement gestartet: Stromverbraucher werden zugeschaltet, sobald Stromüberschuss in der Gemeinschaft herrscht.
Trinkwasserpumpwerk Lingenau als Pilotversuch
Umgesetzt wurde das erste Lastmanagement im Trinkwasserpumpwerk Lingenau. Mehrere Pumpen sichern die Trinkwasserversorgung, indem sie Quellwasser in die Hochbehälter pumpen. Von dort werden die Haushalte versorgt. Rund 200.000 kWh verbrauchen die Pumpen pro Jahr um die Trinkwasserversorgung zu leisten – so viel wie 40 Haushalte. Üblicherweise laufen die Pumpen bevorzugt nachts bei günstigeren Stromtarifen. Um die Pumpen automatisiert auch tagsüber einzuschalten, muss der Stromüberschuss in der Gemeinschaft in Echtzeit bekannt sein. Dafür erstellte der EEG Dienstleister ein Signal, das die Höhe des jeweiligen Live-Überschusses zeigt. Dieses Signal wird weiterverarbeitet und steuert die Pumpensteuerung an. Die Pumpen arbeiten bei Überschuss solange, bis der Maximalfüllstand der Hochbehälter erreicht ist. Dabei ist gewährleistet, dass die Mindestvorgaben für die Füllstände der Wasserspeicher usw. nicht beeinflusst werden, so dass eine sichere Trinkwasserversorgung weiterhin garantiert ist.
„Eine sichere Trinkwasserversorgung ist Pflichtaufgabe der Gemeinde. Je mehr Pumpstrom wir in der Region selbst produzieren können, umso besser für die regionale Wertschöpfung. Letztlich gibt es bei diesem Projekt nur Gewinner, die Gemeinde durch geringere Stromkosten, die PV Anlagen Besitzer, der Netzbetreiber, die EEG Vorderwald.“ Bürgermeister Philipp Fasser
Thomas Konrad, Obmann der EEG Vorderwald, ergänzt: „Mit der EEG Vorderwald können wir einen kleinen Beitrag leisten, um die großen Herausforderungen der Energiewende mit zu gestalten.“
Fazit: vollautomatisiert und hohe Wirksamkeit
Das umgesetzte Lastmanagement funktioniert seit Anfang Juni 2025 vollautomatisiert. In den ersten vier Wochen des Versuchs wurden 10.000 kWh Überschussstrom aus der Energiegemeinschaft von den Pumpen abgeholt. Das generierte Echtzeit-Überschuss-Signal trifft die tatsächliche Überschuss-Situation in der Wälderstrom-Gemeinschaft sehr gut. Aufgrund der positiven Ergebnisse prüft die EEG, wie das Lastmanagement ausgeweitet werden kann.
Energiegemeinschaft und Netzbetreiber haben Vorteile
Mit dem Lastmanagement steigt der Eigenverbrauch der in der Gemeinschaft erzeugten Energie. Gleichzeitig steigt auch der Eigenversorgungsgrad – also der Grad der Unabhängigkeit von den großen Stromversorgern: lag dieser Eigenversorgungsgrad noch im Mai 2025 ohne Lastmanagement bei 24 %, so konnte er im Juni mit Lastmanagement auf 33 % gehoben werden. Und auch für die Netzbetreiber ist so ein Verhalten günstig: Strom, der dann verbraucht wird, wenn er erzeugt wird, muss nicht durch teuren Netzausbau oder Speicherkapazitäten versorgt werden.
Projektträger: EEG Vorderwald
Erstellung Überschuss-Signal in Echtzeit: Fa. Ekarus GmbH
Signalverarbeitung und Pumpenansteuerung: Fa. Elektro Kirchmann
Adaptierung Pumpensteuerung: Fa. Siemens
Koordination: Energieregion Vorderwald
Dieses Projekt wird aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert und im Rahmen des Programms Energiegemeinschaften durchgeführt, www.klimafonds.gv.at